Mittwoch, 4. Mai 2016

Registrierung in Kasachstan - nur etwas für starke Nerven

Do. 05.05.2016              73. Tourtag ab Brest

Ungewollter Ruhetag in Uralsk


Wie alle Reisenden müssen auch wir uns innerhalb von fünf Kalendertagen ( in Russland innerhalb von sieben Werktagen  ) nach erfolgter Einreise in Kasachstan registrieren lassen.
Als Nachweis dient der zweite Stempel auf der weißen Migrationskarte.
Wer die Frist versäumt oder sich nicht registrieren lässt, dem droht eine empfindliche Geldstrafe und ein vorläufiges Ausreiseverbot.
So kann es sein, dass man mir u.U. den Rückflug verweigert.
 
Während Flugreisende den Stempel bei der Einreise automatisch bekommen,  haben wir es unweit schwerer, an diesen begehrten Stempel zu kommen.
 
Eigentlich gingen wir davon aus, dass uns unser Hotel in Uralsk registrieren wird. Weit gefehlt !
Als Grund nahmen wir an, dass dieses Hotel eben keine staatlichen Lizenz dazu haben würde. Im Internet - das wussten wir - war zu lesen, dass einige Hotels diese Registrierung vornehmen könnten.
 
Deshalb suchten wir am gestrigen Abend ein Drei-Sterne-Hotel in der Nähe auf. Aber auch dieses konnte nicht registrieren.
 
Zwischenzeitlich erfuhren wir die Adresse der Migrationsbehörde in Uralsk. Dort wäre eine Registrierung möglich.
Öffnungszeiten: 9 - 18 Uhr.
 
Prima - dachten wir !  Dann machen wir diesen Behördengang doch nach dem Auschecken morgen früh.
 
Als radelten wir heute morgen die fünf Kilometer quer durch die Stadt zu dieser Behörde.  Gleich am Eingang wurden wir von einem Pförtner in Uniform abgefangen und in unserer Begeisterung empfindlich gebremst. Registrierung erst nachmittags um drei.
Frustriert traten wir den Rückzug an. Wir wussten in diesem Moment, dass wir heute hier aus Uralsk nicht mehr wegkommen werden.
Unterwegs kamen wir dann am 4-Sterne-Hotel Puskin vorbei. An der Rezeption erfuhren wir, dass Hotels in Uralsk seit geraumer Zeit nicht mehr registrieren dürfen. Auch sei dies nicht auf irgendeiner Polizeistation möglich.
 
Es bleibt also nur die Immigrationsbehörde. Bevor wir nun zurück zu unserem Hotel radelten, wo sich noch unser Gepäck befand, statteten wir der Migrationsbehörde nochmals einen Besuch ab.
Jetzt hatten sich plötzlich die Zeiten geändert. Nicht um drei, sondern um vier Uhr sollten wir mit der Meldebescheinigung unseres Hotels hier vorbeikommen.
 
Das dürfte spannend werden, denn durch das bevorstehende Wochenende haben wir ja  nur heute und morgen die Möglichkeit, uns zu registrieren.
 
Ob unser zweiter Registrierungsversuch mehr Erfolg hat ?
 
Wir werden sehen.
 
Aber es ist doch eine sehr aufschlussreiche Erfahrung , die wir hier machen. Kasachstan ist ein wirklich weltoffener, liberaler Staat, der an unbürokratischem Verhalten kaum zu überbieten ist.
Nicht umsonst darf die Hauptstadt Astana im kommenden Jahr die Expo ausrichten
 

15: 00 Uhr:  Zweiter Versuch  mit böser Überraschung

Hoffnungsfroh radeln wir am Nachmittag wieder durch den dichten Stadtverkehr fünf Kilometer zur Migrationsbehörde. Immerhin haben wir alle Dokument dabei: Pass, Visa, Migrationskarte und die Meldebestätigung des Hotels.

Als wir endlich vorgelassen werden, schaut sich einer der Anwesenden lange  unsere Pässe und die Migrationskarte an.
Dann blickt er auf und meint, wir bekämen hier in Uralsk keine Registrierung.
Entsetzt und ungläubig blicken wir beide uns an.
Um herauszufinden, warum unser Ersuchen abgelehnt wird, springt uns ein anderer deutscher Tourist zur Seite, der zufällig anwesend ist und einige Brocken kasachisch spricht. Auch befindet sich in diesem Raum eine Einheimische, die ebenfalls Englisch spricht.

Mit Hilfe der beiden finden wir schließlich den Grund heraus.
Um das zu verstehen, habe ich u.a. die Migrationskarte fotografiert, die wir am Grenzübergang erhalten haben.
 
 
 
Während wir beide ein Touristenvisum für dreißig Tage haben, schrieb gestern der kasachische Zöllner bei der Einreise versehentlich das kyrillische Wort " TRANSIT" auf die Migrationskarte links in Zeile 4.  Wer aber Transit reist, der hat nur ein fünftägiges Bleiberecht und bekommt keinen weiteren Registrierungsstempel.
 
Und genau da liegt der Hund begraben. Wir brauchen den Stempel dringend.
Davon unbeeindruckt, gab man uns bei der Migrationsbehörde den Rat, nochmals an die sechzig Kilometer entfernte Grenze zu fahren und das Wort TRANSIT durch den Begriff TOURIST ersetzen zu lassen.  Wir glaubten zunächst an einen Scherz - aber dem war nicht so.
 
Ich mache es kurz: Die teilweise lauten Diskussionen und der Nervenkrieg dauerten etwa eine Stunde. Und dennoch verlief das Ganze in einer nicht unfreundlichen Atmosphäre. Zeitweise wechselten wir sogar das Thema und sprachen über den deutschen Fußball, der auch hierzulande aufmerksam verfolgt wird.
Schließlich zahlte sich unsere Beharrlichkeit aus.
Es wurden neue Migrationskarten ( rechte Karte ) ausgestellt. Sören wurde zudem in ein Büro gebeten, wo er Auskunft über unsere weitere Reiseroute geben musste.
 
Ich bedanke mich vielmals bei den netten kasachischen Beamten, die selbstlos und unkonventionell  an einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung dieser überaus kniffligen Gegebenheit ihr Bestes gaben und schließlich in beeindruckender Art und Weise diesen gordischen Knoten durchschlugen.
 
Was lernen wir daraus ?    Hier im Osten haben Entscheidungsträger einen erheblichen Ermessensspielraum. Da ist ein wenig psychologisches Fingerspitzengefühl angesagt.... evt. auch etwas mehr.
 
Nun ist ( hoffentlich ) der Weg für uns beide nach Shymkent endgültig frei. 
 
In fünf Tagen (  nächsten Dienstag ) wollen wir den 480 Kilometer Ort Aktöbe erreicht haben. Das Hotelzimmer in einem Ressort ist inzwischen gebucht.