Freitag, 20. Oktober 2017

Murghab - Karakul 19.09. - 21.09.

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Di. 19.09.

Bei schönem Wetter kehren wir am Morgen der reizlosen Stadt Murghab - einst die höchstgelegene Stadt der ehemaligen Sowjetunion - den Rücken. Auf der überraschend gut asphaltierten M41, auf der nur selten ein Fahrzeug unterwegs ist, radeln wir Richtung Karakul.
Im Hintergrund  der 6.000 Einwohner zählende Ort Murghab, von dem man sagt, dass dann Sommer sei, wenn kein Schnee liegt.
Demnach hatten wir Glück in diesen Tagen.
Das Ergebnis im Bild darunter kann sich durchaus sehen lassen.
Von rund 3.600 m Höhe steigt die M41 nun allmählich an, bis wir schließlich im Laufe des morgigen Tages mit dem 4.655 m hohen Ak-Baital-Pass den höchsten Straßenpunkt unserer Radreise durch Zentralasien erreichen werden.
Gut, eine versierte Partnerin dabeizuhaben. Gelegentlich sagt  mir Katharina schon, wo es lang geht. 
Katharina meinte vor der Tour, ich sei der "Herr der Wege", weil ich im Vorfeld alle unsere Wegepunkte im Garmin GPS-Gerät abgespeichert hatte. Ganz so ist es nicht. Wir beide haben uns immer abgesprochen und damit Teamfähigkeit bewiesen.
Hier auf dem Pamir-Highway sind mehr Vierbeiner unterwegs als Fahrzeuge. Das überrascht doch etwas.
Horn eines Marco-Polo-Schafes am Wegrand
Nach knapp fünfzig Kilometern brechen wir unsere heutige Radetappe spontan ab, da wir auf genau 4.000 Meter Höhe einen tollen Übernachtungsplatz unterhalb der Straße neben einem Gebirgsbach finden.
Auch hier sieht man, dass wir ein gutes Team sind.  Ich steuere für den Kocher das Benzin bei - Katharina kocht und ich passe auf, dass das Essen nicht überkocht.



                                             

 
GPS:  38.4922       -  73.8689
Km heute:                         48                             gesamt:     1.213
Höhenmeter heute:          400                            gesamt:   11.050
Mi. 20.09.
Hinter uns liegt eine eisige Nacht. Das Thermometer zeigt am frühen Morgen minus fünf Grad. Zu diesem Zeitpunkt kann ich noch nicht erahnen, dass mich in Kirgisien Nachttemperaturen von unter minus zehn Grad erwarten werden.
Als Katharina fröstelnd aus ihrem Zelt kriecht, bin ich doch erleichtert, dass sie die sternklare Nacht schadlos überlebt hat. Wiegt doch ihr leichter Schlafsack nochmals 200 Gramm weniger als meiner. Minimalismus zahlt sich aber nicht immer aus.
Und dann folgt der mühsame Anstieg auf eine Höhe von 4.655 Meter. Gut, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon seit neun Tagen permanent oberhalb von 3.000 Metern unterwegs sind ( meist auf rund 4.000 m ). Somit haben wir kaum Probleme mit der Höhe, obwohl - das muss ich zugeben - das Radfahren an den Steigungen nicht gerade leicht fällt. Immerhin wiegt jedes unserer  Reiseräder samt Gepäck gut 50 Kilogramm.
Unmittelbar vor der Passhöhe.
Katharina und ich. Gemeinsam auf dem Dach der Welt. Der höchste Pass der ehemaligen Sowjetunion.
Wir freuen uns, haben wir doch die 4.655 Meter gemeistert, ohne dass wir die Räder schieben mussten.




Aufnahmen von der Passhöhe auf 4.655 Metern
 
Da kommt aber richtig Freude auf.  Die Abfahrt Richtung Karakul wird mir in bleibender Erinnerung bleiben.
Eine "Wellblechpiste" vom Allerfeinsten. Ich dachte eigentlich, ich hätte in Südamerika schon die grausamsten Streckenabschnitte gesehen.
Die Pamir-Region: Eine faszinierende Gebirgslandschaft. Schneebedeckte Berge bis 7.000 Meter Höhe.
Manches Mal lohnt auch der Blick zurück - nicht wahr, Katharina ?
Am Abend ist der kleine Ort Karakul in 3.900 Meter Höhe erreicht.
Unmittelbar links der M41 beziehen wir unser Quartier in einem netten Homestay. Sehr freundlich und hilfsbereit ist auch der Besitzer dieser sauberen Unterkunft. Leider gibt es hier wieder mal keine Dusche und der Strom steht mittels Generator nur stundenweise zur Verfügung. Dennoch ist diese Unterkunft erste Wahl in Karakul. Wir beschließen deshalb, morgen hier einen Ruhetag einzulegen.
Wir haben hier ein kleines Zimmer mit zwei Betten für 15 Dollar / Person  die Nacht. Abendessen ( Nudel, Kartoffel, Brot, Tee ) und Frühstück ( Spiegelei, Brot, Butter, Tee.. ) sind im Preis
inbegriffen.
GPS:  39.0109          -73.5593   Homestay  Karakul
Km heute:                     87                   gesamt:  1.300
Höhenmeter heute:    800                    gesamt:  11.850
Do. 21.09.
Wir lassen es heute locker angehen und erkunden zu Fuß den Ort und den Uferbereich des Sees Karakul. 
Wohnen wollten wir hier gewiss keine Woche. Wir würden hier über kurz oder lang depressiv werden.
Und dennoch hat diese freudlose Siedlung ihren Reiz auf uns, da wir zum ersten Mal durch die staubigen Gassen schlendern.
Alle Wohnhäuser des Ortes haben Flachdächer. Regen oder Schnee fällt nur wenig während des Jahres.
Selbst der Hund macht einen recht lustlosen Eindruck.

Geheizt wird ganzjährig. Hier liegen die Temperaturen in neun von zwölf Monaten permanent im Minusbereich. Auch aktuell liegt Schnee im Schattenbereich der Mauern.


In Tadschikistan ( aber auch in Kirgisien ) haben die Paare Kinder ohne Ende. Woran das nur liegen mag ?
Wenn ich erzähle, dass ich nur einen Sohn habe, ruft das ungläubiges Erstaunen hervor. Da habe ich wohl etwas falsch gemacht.



Es gibt ganze zwei Tante-Emma-Läden hier in Karakul. Die zu finden, ist ausgesprochen schwierig, da kein Schild auf die Magazine hinweist. Da hilft es nur, die Einheimischen zu fragen.


Aber zu viel sollte man in einem Magazin nicht erwarten. Die Auswahl an Lebensmitteln ist mehr als bescheiden. 



Selbst ist der Mann - auch ohne Bauhaus




In der Sonne gebrannte Lehmsteine dienen hier als ideales und preisgünstiges Baumaterial.





Da helfen selbst die Kleinsten gerne mit.




Große Pause in der Schule. Schulkinder im Pausenhof. Nebenan gibt es sogar einen richtigen Kindergarten.




Im Hintergrund der Peak Lenin mit seinen 7.134 Metern















Auch mal schön, nicht auf das Rad sitzen zu müssen. Gemeinsam schlendern wir den ganzen Vormittag entlang des Sees Karakul. Auch das hätten wir öfters machen sollen. Schade.
 
 
 
 
 
 
 
 











                                                                                                     
Und was sagt uns das?: "Nutze die Zeit"

Sie ist knapp bemessen.