Donnerstag, 19. Oktober 2017

Vom Karakul-See nach Osh in Kirgisien 22.09 .- 25.09.


Fr. 22.09.

Der Ruhetag im Ort Karakul hat uns beiden richtig gut getan.
Mit neuem Elan starten wir morgens Richtung Sary Tash in Kirgisien.
Vor uns liegen heute zwei Pässe über 4.000 Meter Höhe.
Unmittelbar vor der Passhöhe des  Kizil Art Passes ( 4.336 m ) befindet sich die einsame  tadschikische Grenzstation, die wir zu passieren haben, wenn wir in Kirgisien einreisen wollen.
 
 
Ein Blick zurück auf den Ort Karakul mit seinen rund 1.000 Einwohnern. Dieses triste Dorf liegt am gleichnamigen See in 3.900 m Höhe.  Übersetzt  bedeutet Karakul "Schwarzer See". Da der See zu salzhaltig ist, ist Fischfang für die Bewohner kein Thema.
 
 
Die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind alle über 5.000 Meter hoch.
 
 
Motorisierte Fahrzeuge auf der M41 sind weiterhin eine Rarität.
Und so können wir problemlos unser Stativ mitten auf der Straße aufstellen und ein schönes Erinnerungsfoto schießen.






Verirren können wir uns nicht - Der Asphalt gibt die Richtung vor.




 

                                                                 
 
Doch noch vor der Grenzstation zeigt die M41 ihr anderes, hässliches Gesicht. Eine üble Piste erforderte unsere höchste Konzentration und Kondition.
 
 
Gegen Mittag ist die tadschikische Grenzstation endlich erreicht. Noch bevor wir die Formalitäten erfüllen, kommt neben dem Schlagbaum unser Benzinkocher zum Einsatz.  Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es Nudel oder Reis gab. Oder vielleicht eine Kombination aus beiden.  Egal - eines davon muss es gewesen sein. Die Anzahl möglicher Varianten war eben sehr bescheiden.
 
 
Hinter dem Schlagbaum befinden wir uns für rund dreißig Kilometer im Niemandsland, bevor wir schließlich die kirgisische Grenzstation erreichen. Es ist deshalb kein Wunder, dass sich keiner für den Zustand der Strecke verantwortlich fühlt. Weder vor der Passhöhe noch dahinter.



                                                     
                                                       




 
 
 Ein Tipp:  Kukident mitnehmen. Könnte auf der Ruckelpiste durchaus von Vorteil sein.
 
 
Am besten immer dem Wasser nach, denn der erste kirgisische Ort
Sary Tash  liegt nur noch auf 3.100 m Höhe.



 
 

 
Abends ist nach hundert anstrengenden Kilometern das Hostel in Sary Tash erreicht. An der gegenüberliegenden Tankstelle tauschen wir US-Dollar und Euro-Scheine in kirgisische Som. Wir hatten dabei durchaus den Eindruck, einen akzeptablen Kurs zu bekommen.

 
In einem Nebengebäude der Unterkunft genießen wir erstmals seit Murghab wieder eine warme Dusche, auch wenn der Duschraum alles andere als einladend erscheint. 
Und die Toilette ?  Ach, die ist - das sind wir ja gewohnt - über dem Hof im Garten. In einem Holzverschlag befindet sich auf dem Boden eine Aussparung in den Maßen 45 x 20 Zentimeter. Hier ist unbedingte Konzentration und Treffsicherheit gefragt.
Nachdem wir beide aber Tadschikistan wohlbehalten hinter uns gelassen haben, kann uns hier in Kirgisien kaum noch irgendwas erschüttern - so mein Eindruck.
 
GPS:  39.7303       - 73.2462    / Sary Tash
 
Km-heute:                     100                     Km - gesamt:   1.400
Höhenmeter heute:       700         Höhenmeter gesamt:   12.500
 
 
Sa. 23.09.
 
Morgens kaufen wir hier in Sary Tash im Laden nebenan ein und sind doch sehr überrascht, wie gut - verglichen mit den ländlichen Regionen Tadschikistans - hier doch das Angebot an Lebensmitteln ist. Im Grunde bekommst du jetzt wieder alles, was dein Herz begehrt. Auch die riesen Super-Snicker und Coca Cola !
 
Auch die Landschaft hat sich verändert. Das Pamir-Gebirge liegt nun hinter uns. Die Berge erscheinen nicht mehr so alpin - sind eher lieblicher Gestalt und oftmals mit Gras bewachsen. Auch wenn dieses zu dieser Jahreszeit durchweg braun und verdorrt ist.
Nachdem wir heute einen weiteren Pass von 3.615 Metern erklommen haben, freuen wir uns auf eine rasante Abfahrt auf kurvenreicher Gefällstrecke hinunter ins enge Tal.
 
 
Grandioser Blick hinunter und Vorfreude auf das Einwirken der Schwerkraft während der Abfahrt







Es gibt selten Zäune in Zentralasien. auch diese Pferde können sich frei bewegen.
 
 
 
Gesteinsformationen und ein Farbenspiel, das durchaus an den Südwesten der USA erinnert.
 
Am frühen Abend erreichen wir den Ort Sopu Korgon. Am Wegrand stehen drei Frauen zusammen, die offensichtlich vom Einkaufen kommen. Da ich ein recht offener Mensch bin, beginne ich spontan ein "Gespräch" mit ihnen. Zumindest fällt mir das Wort "jagona" ( Zimmer ) ein und zusätzlich bemühe ich mein Bildwörterbuch und nehme gestenreich meine Arme zu Hilfe. Und ?
Man muss nicht kirgisisch können, um ans Ziel seiner Wünsche zu kommen. Nachdem wir von einer der Frauen etwas Fladenbrot erhalten und ihnen im Gegenzug von unserem gesunden Pumpernickel abgeben, führt eine Frau ein kurzes Telefonat und kaum 15 Min. später taucht eine ältere Dame mit einem Wagen auf, dem wir rund zwei Kilometer quer durch die ungeteerten Gassen des Ortes folgen.
Dann öffnet sich wie von Geisterhand ein elektrisches Schiebetor und schon stehen wir vor unserer heutigen Unterkunft.
 
 
 
Ein sehr ansehnliches neues Haus mit bester Ausstattung. Eine geräumige, vollausgestattete Küche und ein Bad mit sauberer Dusche. Wir hatten alles erwartet - nur das nicht. WLAN inklusive.
Abends erhalten wir noch eine Kleinigkeit zu essen sowie eine Kanne Tee.
Als wir morgens nach dem Frühstück bezahlen wollen, sind wir erneut positiv überrascht. 20 Euro für alles. Das ist ein Wort.
 
GPS:  40.0171           - 73.4979   Sopu Korgon
 
Km heute:                 66                Km gesamt:  1.466
Höhenmeter heute:  800           Höhenmeter gesamt:  13.350
 
 
S0. 24.09.  
 
Eigentlich sollte ich heute den Mund halten. Da aber doch kaum einer den Blog liest, will ich an dieser Stelle kleinlaut eingestehen, dass ich als studierter Geograph doch tatsächlich einen Pass übersehen habe.  Und dieser ist mit 2.400  Metern nicht von schlechten Eltern.  Katharina hatte ich nämlich noch gestern glaubhaft versichert, dass es ab jetzt nur noch bergab gehen würde.
So ging es heute am Stück nochmals hoch auf 2.400 Meter - 800 Höhenmeter. Ich glaube, meine Begleiterin hätte mir am liebsten die Landkarte um die Ohren geschlagen. Gut, dass sie sich so gut unter Kontrolle hatte.
 
 
Gesehen an einer Bushaltestelle - ob die beiden einen gültigen Fahrschein besitzen ?
 
 
 
Über die Landschaft in dieser Gegend muss man keine Silbe verschwenden. Das Wort "langweilig" sagt alles. Nur der Verkehr nimmt Richtung Osh dramatisch zu.  Macht keinen Spaß mehr.
Rund vierzig Kilometer vor Osh übernachten wir rechts unterhalb der lauten Straße auf einem staubtrockenen Stoppelacker ohne Wasseranschluss - ohne Bach also.
 
GPS:  40.3698       -73.1271  
 
Km heute:                       88                  Km gesamt:  1.554
Höhenmetzer heute:      900                     Gesamt:  14.250
 
 
 
 
Mo. 25.09.  
 
Heute vor genau einem Monat hatte ich in der post-russischen Bauruine - dem Hotel Kathlon in Kulob -  zusammen mit Katharina meinen Geburtstag gefeiert. Noch heute schüttelt es mich, wenn ich an diese Stunden in dieser Absteige zurückdenke.
Deshalb freue ich mich heute umso mehr, dass wir gegen Mittag Osh erreichen werden.
Dort habe ich für die kommenden zwei Nächte ein sauberes Zimmer mit Bad und Dusche im gut bewerteten Tes Guesthouse reserviert.
 
Die letzten vierzig Kilometer geht es ständig bergab. Kurz vor Osh gibt es in einem Cáfe ein zweites Frühstück, bevor wir uns ins Verkehrsgewühl der Stadt stürzen.
 
 
 
Über das permanente Gehupe in der Stadt darf man sich nicht aufregen. Da bei den meisten Fahrzeugen die Bremsen eh nicht funktionieren, darf immer der zuerst fahren, der am lautesten hupt. Bei dem ist nämlich die Not am größten.
 
 
In Osh gibt es nun wieder alles im Überfluss. Gut für mich, da ich hier meine Vorräte für die Weiterfahrt nach Shymkent nochmals auffüllen kann.
 
 
Auch Katharina greift hier gerne zu - isst sie doch mit Vorliebe frisches Obst und Gemüse.
 
 
 
Im Tes Guesthouse legen wir einen Ruhetag ein, um eine Radtransportkiste zu organisieren. Doch in der gesamten Stadt gibt es leider kein Fahrradgeschäft.  So besorgen wir uns mehrere Kartonagen und Folie. Daraus kreieren wir eine einzigartige Kiste, mit der ihr Fahrrad den Heimflug ohne Schaden überstehen soll.
Parallel dazu bucht sie für den morgigen Mittwoch den Rückflug nach München.
 
Damit geht für sie nach 1.596 Kilometern eine fantastische Radreise zu Ende.
 
 
GPS:  40.52274      - 72.8028   Tes Guesthouse in Osh
 
Km:  42                                             Km gesamt:   1.596
 
Höhenmeter heute:  keine                      gesamt:   14.250