Mittwoch, 13. April 2016

Wo die 12 Millionen Moskauer wohnen

Mi. 13.04.2016       51. Tourtag

Sightseeing Moskau  ( Rad bleibt im Keller )



Wer eine fremde Stadt besucht, sollte diese auch von oben betrachten. Und genau das machen wir heute.
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Aber zunächst geht es tief in den Untergrund. Wir fahren mit der Moskauer Metro. Und das ist im Prinzip kinderleicht.

Zunächst besorgst du dir einen Metroplan, auf denen die Stationen in kyrillischer Schrift angegeben sind.  So gehst zu am Eingang der Station an das Kassenhäuschen und musst nur mit den Fingern zeigen, wie viele Fahrten du haben möchtest.
Ich deute mit dem Zeigefinger an, dass mir eine reicht. Preis ? Nur 50 Rubel - das sind etwa  0,75 Euro.

Und mit dieser Karte haben wir nun Zutritt in den Untergrund und können ganztägig kreuz und quer oder im Kreis U-Bahn fahren, solange wir nicht wieder an die Erdoberfläche wollen.
 
Wie orientieren wir uns ?   Einmal haben die Linien verschiedene Farben. Zudem solltest du folgendes wissen: Befährst du eine Ringlinie im Uhrzeigersinn, dann werden Durchsagen von einer männlichen Stimme gesprochen. Entgegen dem Uhrzeigersinn von einer weiblichen Stimme.  Fährst du stadtauswärts, ertönt die weibliche; zum Zentrum hin, die männliche Stimme. Alles klar ?
 
War absolut kein Problem. Auf diese Weise sind wir mit einmal umsteigen schnell acht Kilometer außerhalb des Zentrums.
 
Und bald schon erspähen wir den 540 Meter hohen Ostankino Fernsehturm. Mit dem Aufzug möchten wir in Windeseile auf die 337 Meter hohe Aussichtsplattform und die Aussicht auf  Moskau genießen.

Aber bevor du überhaupt in die Nähe des Turms kommst, passiert folgendes:

Am Eingang des umzäunten Geländes steht eine Häuschen, indem sich mindestens drei Sicherheitsbeamte mit Schnellfeuerwaffen aufhalten. Dort musst du wie bei jedem Flughafen auch alle Gegenstände in einer Kunststoffschale ablegen und durch eine Schleuse mit Detektoren gehen. Verständlich, denn Sicherheit geht vor !
 
Danach nimmst du alle Gegenstände wieder an dich und begibst dich dreißig Meter weiter in ein Haus, wo du die Eintrittskarte erwerben kannst.  ..... aber nur zu bestimmten Uhrzeiten.
Nach dreißig Minuten werden endlich die Kassen geöffnet und statt zu bezahlen, legst du zunächst an der Kasse deinen Pass vor.
Sicherheit geht schließlich vor !!   Sobald du deine Eintrittskarte in Händen hast, musst du deine mitgeführte Tasche oder Rucksack in sichere Verwahrung geben. Denn Sicherheit geht schließlich vor !!!!
Sobald alle sicherheitsrelevanten Regularien zur Zufriedenheit aller Anwesenden durchgeführt worden sind, darfst du endlich.........
 
.....nein, nicht zum Aufzug, der dich hoch auf die Plattform bringen sollte. Du wartest. Du wartest etwa eine Stunde. Denn die nächste geführte Gruppe ist erst dran, wenn die Plattform geräumt ist.
Dafür gehst du  aus Sicherheitsgründen versteht sich,  jetzt erst mal in die nächste Schleuse, spreizt deine Beine wie vorgeschrieben und streckst deine Arme in die Höhe. Es erfolgt eine leichter Windstoß und schon wissen die Sicherheitskräfte, ob nicht etwa ein potentieller Attentäter mit Sprengstoff auf dem Weg zum Fernsehturm ist.  Beinahe hätte ich es vergessen zu erwähnen, dass man zuvor selbstverständlich unaufgefordert alle seine mitgeführten Gegenstände.... auch die in den Hosentaschen nochmals in eine ..... aber das kennen wir ja schon vom Eingang.
Ich als unbescholtener Tourist bin ungemein erleichtert darüber, dass die Sicherheitsmaßnahmen hierzulande so konsequent umgesetzt werden. Durch eine dicke Glasscheibe sehe ich nun ganz nah das Objekt meiner Begierde - den Fernsehturm, umgeben von einem Stacheldrahtzaum. Spätestens dieser unüberwindbare Zaun  nimmt einem Russlandreisenden den letzten Zweifel, die Behörden würden nicht alles unternehmen, jegliches Restrisiko für Touristen auszuschließen.
Nur noch eine Tür trennt mich jetzt vom Eingang des Turmes. Dass ich just an dieser Tür nochmals meinen Pass aus dem Brustbeutel zerren muss, quittiere ich mit einem gequälten Lächeln. Aber der Sicherheitsbeamte tut ja auch nur seine Pflicht und vergewissert sich lediglich, ob die Eintrittskarte im Besitz der Person ist, die diese vor geraumer Zeit an der Kasse bezahlt hat. Sicherheit geht eben vor !!!
 
Im Erdgeschoss des Fernsehturms wird nochmals durchgezählt, ob auch alle Schäfchen da sind, die eine Eintrittskarte erworben haben. Das muss sein.  Es wäre unvorstellbar, einer der Touris würde nicht in den Genuss der herrlichen Aussicht gelangen.
 
Ganz nebenbei:  Oben angekommen, stelle ich fest, dass das Skyline Moskaus im Gegenlicht doch ziemlich im Dunst verschwindet.  .... aber dieses ist angesichts meiner anderen Beobachtungen fast schon nebensächlich.
 
 
 





Es gibt angesichts des 360° Panoramas eine weitere Erkenntnis:
Moskau dehnt sich über ein riesiges Gebiet aus. Überall Satelliten mit Hochhäusern und der Bauboom ( das sahen wir beim Hineinfahren mit dem Rad  ) scheint kein Ende zu kennen.

Tief beeindruckt bringt mich der Fahrstuhl eine Stunde später wieder sicher hinunter, doch am Ausgang erschrecke ich plötzlich.
Will mich doch eine automatische Ausgangssperre erst hindurchlassen, wenn ich meine Eintrittskarte vor den Sensor halte.
Ich krame wieder mal in meinen Taschen und suche die verflixte Karte. Aber noch bevor die ersten Schweißperlen auf der Stirn zutage treten, ertaste ich diesen Zettel in der unteren linken Außentasche.

Aber trotz dieser Aufregung am Ausgang muss ich doch anerkennend zur Kenntnis nehmen, dass die Behörden aber auch wirklich alles menschenmögliche dafür tun, dass sich die Menschen jeder Zeit absolut sicher auf Russlands  Straßen und in den öffentlichen Einrichtungen bewegen können.
 
 
An dieser Stelle will ich aber auch allen Ernstes erwähnen, dass wir uns hier in Russland "frei" bewegen können. Bislang wurden wir auf der Straße noch nicht angehalten und nach den Pässen gefragt. Auch können wir frei unsere Übernachtungsziele wählen. Das hätte ich zu Beginn unserer Tour so nicht erwartet.